Die SG-Handballer starteten dieser Tagen in die Vorbereitung auf die Saison 2023/24.
Die Herren 1 der Schwarzgelben mussten den Abstieg aus der 3. LIGA hinnehmen und gehen nun wieder in der Oberliga an den Start. Doch auch auf der Trainerbank gab es im Vorfeld der Saison eine Änderung. Jonas Eble wird künftig als Cheftrainer die Verantwortung für die SG1 tragen. Grund genug für eine neue Runde NACHGEFRAGT…
SG: Hallo Jonas. Du bist nach einem ersten Engagement vor einigen Jahren nun bereits wieder seit zwei Jahren bei der SG aktiv. Wie beurteilst du die Entwicklung der SG und hat sich etwas grundlegend verändert im Vergleich zu früher?
JE: Was sich verändert hat, ist mir gar nicht so wichtig, sondern mir geht es eher um Fortschritt. Ich bin sogar kein Freund der Veränderung, es sei denn diese geht mit Fortschritt einher. Mittlerweile hat die SG viele verkrustete Strukturen aufgebrochen und arbeitet ständig daran, Veränderungen herbeizuführen, die Fortschritt generieren. Dafür stehen Reinhold Kopfmann, der immer offen für fortschrittliche Belange ist, ebenso Philipp Grangé, der auch einen zeitintensiven und überragenden Job macht und nicht zu vergessen Markus Keune, der auch für diesen Weg steht. Dabei geht es um das Training im athletischen Bereich, Trainingsstrukturen zu optimieren, Verzahnung von Trainingsprozessen, die Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen… usw. also viele kleine Bereiche, die für das große Ganze verantwortlich sind. Dementsprechend ist die Entwicklung sehr positiv zu bewerten.
Die Spieler sind älter geworden und haben sich ebenso sportlich weiterentwickelt. Einige habe ich 2016/2017 in der Südbadenliga trainiert. Dementsprechend gibt es mehrere Beispiele, die diese Entwicklung sichtbar machen. Am augenscheinlichsten hat das letzte Saison für mich aus sportlicher Sicht Sebastian Endres getan, der trotz seinen körperlichen Voraussetzungen zu den besten Rückraum Mitte Spielern der 3. Liga Süd gezählt werden konnte – (lacht und ergänzt) was das Angriffsspiel angeht. Aber auch all die anderen Spieler Axel Simak, der zum Führungsspieler und Kapitän gereift ist, ein Lukas Zank, der die Abwehrarbeit der SG prägt wie kein anderer und mittlerweile jede Menge Erfahrung in die Mannschaft einbringt und so könnte ich jetzt fast jeden Spieler aufzählen. An meinen Ausführungen wird offensichtlich, dass ich auch ein wenig Fan meiner Mannschaft bin.
SG: Als B-Lizenzinhaber hast du den Ruf als ausgewiesener Handballfachmann. Hauptberuflich bist du Lehrer in Freiburg. Du warst bei der SG in den letzten Jahren neben deinen Aufgaben in der SG1 auch für die individuelle Förderung der Nachwuchstalente zuständig. Liegt dir das „Lehren“ im Blut?
JE: (lacht) Leider kann ich nichts anderes. Es macht mir unheimlich Spaß und es motiviert mich immer wieder aufs Neue Kinder und Jugendliche, aber natürlich auch Erwachsenen in einer angenehmen (Lern-) Atmosphäre bei ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen/zu coachen, um es ihnen zu ermöglichen, bei Prüfungen/Spielen ihre bestmögliche Leistung abzurufen. Wenn es mir gelingt, diesen Beitrag zu leisten bin ich total glücklich. Aus diesem Grund bin ich beim Feiern nach einem Sieg auch nicht vor der Zuschauertribüne, weil dieser Moment absolut der Mannschaft gehört, die für diese Leistungen verantwortlich ist. Dabei spreche ich gerne vom „Players game“ – die Spiele werden ab einem gewissen Niveau von den Spielern entschieden. Im Jugendbereich ist das anders. Da spricht man eher von einem „Coaches game“, da die Trainer bei Jugendspielen maßgeblich Einfluss nehmen können, um Spiele erfolgreich zu gestalten. Jetzt muss ich einen Punkt setzen, sonst komme ich in einen Flow, über Handball zu sprechen, der leider oft kein Ende findet.
SG: Deine Stationen als Trainer waren ja sehr abwechslungsreich. Einige erfolgreiche Jahre im Jugendhandball, später Aufstiegstrainer in Ottenheim und Freiburg als Headcoach jeweils in die Südbadenliga. Nachdem deine Wege sich mit Michael Schilling bereits beim TuS Altenheim kreuzten, warst du nun wieder zurück an seiner Seite. Zur neuen Saison jetzt wieder der Posten als Cheftrainer. Altbekannte Aufgabe oder Neuland für dich?
JE: Absolut beides. Im Trainingsbetrieb fühle ich mich schon wieder als Chefcoach und bei den Spielen wird es nach Anpfiff einige Sekunden dauern und ich werde die von mir geforderte Rolle mit jeder Faser meines Körpers spüren und mit all ihren Facetten einnehmen. Zum einen machen es die Jungs mir extrem leicht, zum anderen hat mir Michael ein absolut intaktes Mannschaftsgefüge überlassen. Dementsprechend werde ich die Aufgabe mit all meiner Akribie, mit jeder Menge Enthusiasmus und vor allem mit viel Demut angehen.
SG: Du hast in den letzten Jahren viele Spieler aus der Region Südbaden trainieren können und beobachtet. Die Ausrichtung der Kaderzusammenstellung in Teningen ist sehr regional geprägt und soll auch zukünftig weiter ausgebaut werden. Spieler mit einer Verbundenheit zur Regio im sportlichen, beruflichen und privaten Leben sollen weiterhin den Stamm bilden. Eine Aufgabe für die sportliche Leitung, die nicht immer einfach ist, wenn man das aktuell nötige Qualitätslevel betrachtet. Was spricht aus deiner Sicht für einen Wechsel nach Teningen. Was ist aus deiner Sicht entscheidend, um aus einem talentierten Spieler einen Viert- oder Drittligaspieler zu formen?
JE: Durch die stetigen Beobachtungen im oberen Leistungsbereich ist aus meiner Sicht der bedeutendste Faktor, um in den höheren Ligen Fuß zu fassen, die Handlungsschnelligkeit. Das ist wie im wahren Leben: Wenn die Menschen für eine Aufgabe mehr Zeit haben, ist es einfacher eine hochwertige Leistung abzuliefern. Je höher es in den Ligen geht. Desto kürzer wird die Zeit, in der der Spieler im Abwehr- und Angriffsspiel bspw. den entscheidenden Pass spielen, den richtigen Wurf nehmen, die beste Entscheidung für das Spiel treffen kann. Offensichtlicher ist, wie wir es auch letztes Jahr in der 3. Liga Süd gespürt haben, die zweite Komponente, die sämtliche athletische Faktoren einschließt. Diese gilt es bis zum Saisonbeginn auf ein höheres Level zu hieven.
Wir wollen weiterhin – vielleicht sogar mit einem noch größeren Fokus – für alle Spieler aus der Region eine besondere Atmosphäre für Weiterentwicklung bieten. Frei nach dem Motto: „Wer immer das tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“. Die Umsetzung dieses Vorsatzes fängt bei mir als Cheftrainer an, geht über das Trainer-Team weiter und hört bei der sportlichen Leitung und den Vereinsverantwortlichen auf. Aus diesem Grund habe ich am 01. Juni dieses Jahres meine A-Trainer-Ausbildung beim Deutschen Handballbund begonnen, die ich im Jahr 2024 abschließen werde.
SG: Mit bisher insgesamt fünf Neuzugängen gibt es einen beachtlichen Anteil neuer Spieler für dein Team. Auf was freust du dich am meisten bei den „Neuen“. Worin wird deine Hauptaufgabe liegen in der Vorbereitung mit deinem Kader?
JE: Ich freue mich auf alle Spieler, die wir verpflichten konnten, weil alle auf ihre Art und Weise handballerisch Qualität mitbringen, aber auch menschlich überragend sind. Wir brauchen unterschiedliche Charaktere, die ihre unterschiedlichen Stärken ins Team einbringen, und sich bedingungslos unserem Mannschaftsziel verschreiben. Nun gilt es an der Abstimmung im Angriffs- und Abwehrspiel zu feilen, sodass die neuen Spieler die maximale Sicherheit für ihr Spiel entwickeln, und damit mit dem größtmöglichen Selbstvertrauen auf der Platte stehen und Handball spielen.
Die Hauptaufgabe liegt darin, mit jedem Spieler an seinen Schwächen zu arbeiten. An den Schwächen arbeiten, heißt jedoch für die Spieler meist das zu tun, was ihnen am schwierigsten fällt bzw. am wenigsten Spaß macht. Sollten wir dies jedoch schaffen, dann werden wir unsere Qualität schnell steigern können. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf dem Abwehr- und Gegenstoßspiel liegen. Das gilt es in erster Linie zu verbessern, da wir bereits in der Aufstiegssaison 2021/2022 in der Oberliga BW prozentual zu wenig Gegenstoßtore erzielt haben und zu viele Gegentore hinnehmen mussten.
SG: Die Gruppeneinteilung und der Spielmodus der BWOL sind ja bereits publik. Viele sprechen von der stärksten Oberliga aller Zeiten. Was erwartest du von der Saison 2023/24? Und wie siehst du die Rolle der SG?
JE: Wenn viele Menschen das so formuliert haben, dann wird die Einschätzung mit hoher Wahrscheinlichkeit zutreffend sein. Für uns als Mannschaft ändert sich dadurch absolut nichts – das Ziel ist klar definiert: Spiele zu gewinnen. Wir wollen in jedem Spiel einen gewissen Wiedererkennungswert unserer Spielidee für die Zuschauer sichtbar machen, diese permanent weiterentwickeln und damit den Gegner vor die größtmöglichen Probleme stellen. Sollte uns diese gelingen, dann steigen die Chancen, das Spiel zu gewinnen um ein Vielfaches.
Für die Zuschauer ändert sich dafür sehr viel, da jeder Sieg in der kommenden Saison einen viel höheren Stellenwert einnehmen wird, als in jeder Saison der jüngeren Vergangenheit. Daher braucht die Mannschaft die SG-Fans und deren lautstarke Unterstützung noch mehr!
Eine Erwartung an die Saison zu formulieren, wäre mehr Spekulation als alles andere, aber die Erwartungshaltung an meine Jungs ist dafür umso klarer definiert: Leidenschaft, Laufbereitschaft und taktische Disziplin gepaart mit dem absoluten Vertrauen meinerseits – das muss in jedem Auftritt, den wir gemeinsam haben, absolut vorhanden sein.
SG: Wie alle Interviewpartner hast auch du nun die Möglichkeit ein paar Worte an die SG-Fans zu richten.
JE: Ich muss zugeben, dass jetzt nicht meine eigenen Worte folgen, sondern ein Zitat von Edin Terzic. Auch wir tragen ein schwarz-gelbes Trikot, empfinden eine große Demut bei der SG spielen bzw. arbeiten zu dürfen und tragen die SG im Herzen und dementsprechend würde ich mir für die kommende Saison von ganzem Herzen wünschen:
„Lasst uns so hungrig sein wie noch nie,
Lasst uns so hart arbeiten wie noch nie,
Lasst uns so positiv sein wie noch nie!
Denn dann bin ich mir sicher, dass wir die große Chance haben, eines Tages zu feiern, wie noch nie!“
Ich freue mich auf jede Minute in der von Tradition geprägten Ludwig-Jahn-Halle arbeiten zu dürfen und mit Euch, den SG-Fans, der Mannschaft zu helfen, unsere Ziele zu erreichen.
Siege kann ich nicht versprechen, aber eine Mannschaft, die mit bedingungslosem Einsatz und Leidenschaft auftritt und alles tun wird, den Gegner vor die größtmöglichen Probleme zu stellen.
Wir seh’n uns ganz bestimmt,
Euer Chefcoach Jonas Eble
SG: Herzlichen Dank für deine Zeit und alles Gute für die anstehenden schweren Aufgaben. Wir drücken alle Daumen!