Nach zwei Jahren beim TV Willstätt kehrt das Eigengewächs zurück nach Teningen. Lutz wird sich neben seiner eigenen Spielertätigkeit auch um den Nachwuchs der SG-Jugend kümmern.
Nicht gerade erfreut waren die Verantwortlichen der SG damals, als Vincent Lutz seinen Abgang verkündete. Nicht etwa, weil er zur Konkurrenz in die Ortenau wechseln würde, sondern weil der junge Schlussmann ein Erfolgsgarant der damaligen Meister- und Aufstiegsmannschaft war. Nur zu gerne wäre man den Schritt in die 3. LIGA mit Lutz gemeinsam gegangen. Den Schritt machte Lutz bekannterweise dann eben durch seinen Wechsel trotzdem. Dass er dann direkt zu Beginn der Saison auswärts in Teningen eine spektakuläre Niederlage mit einem Gegentreffer nach Ablauf der Spielzeit hinnehmen musste, war vermutlich emotional schmerzhaft. Die ehemaligen Kollegen jubelnd und ausgelassen feiernd beglückwünschen zu müssen vermutlich nicht einfach.
Im Tor der SG stand da bereits der Nachfolger von Lutz. In der bekannten Manier und Ausrichtung der SG Köndringen/Teningen, wurde die Neubesetzung in den eigenen Reihen gefunden. Die Verantwortlichen waren sich einig, dass Fabian Hörsch, ebenfalls Eigengewächs aus Teningen, die Position an der Seite von Sebastian Kicki ausfüllen werde. Dass es nun zu einer „Rolle rückwärts“ kommt und Lutz wieder die Nachfolge des in dieser Saison überragenden Hörsch übernimmt, spricht vor allem dafür, dass der Kontakt von Lutz und der SG niemals abgebrochen ist. So oft es ging war Lutz bei den Heimspielen seiner Kumpel in der Ludwig-Jahn-Halle und auch regelmäßig im Kontakt mit Teammanager Philipp Grangé.
Dass die Idee einer Rückkehr nun umgesetzt wurde, liegt allerdings primär an der Personalie Fabian Hörsch. Mit Clément Gaudin hat der Verein einen längerfristigen Vertrag abgeschlossen und auch Hörsch hätte noch mindestens bis Sommer 2025 das Tor der 1. Mannschaft hüten sollen. Doch für Hörsch stehen künftig andere Verpflichtungen höher in der Prioritätenliste. In naher Zukunft wird Hörsch Vater und hat auch beruflich neuen Anforderungen gerecht zu werden. Der Wunsch nach mehr Freiheit und weniger Verpflichtung im Sport wurde von Hörsch frühzeitig an den Verein herangetragen. Sehr erfreulich dabei ist jedoch die Entscheidung von Hörsch, der SG nächstes Jahr in der zweiten Mannschaft zur Verfügung zu stehen und die Entwicklung der Mannschaft zu unterstützen.
„Da habe ich natürlich direkt das Handy in die Hand genommen“, erinnert sich Teammanager Philipp Grangé. „Wir haben immer von einer Rückkehr von Vince geträumt. Eigentlich war es auch nur eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Vincent war und ist Teninger. Wir haben seinen Platz in der Kabine immer warmgehalten“, so Grangé. Der Teammanager ist der Auffassung, im nächsten Jahr einen gereiften und gestärkten Vincent Lutz im Tor begrüßen zu dürfen. „Ich habe schon immer großen Respekt vor der Klarheit von Vince gehabt. Für sein junges Alter ist er sehr umsichtig. Es war mir deshalb auch klar, dass wir damals seinem Wunsch nach einer Veränderung nicht im Weg stehen wollen. Ich war sicher, dass er sich zu diesem Transfer viele Gedanken gemacht hat und diese Entscheidung bewusst gefällt hat. Die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr habe ich ihm auch damals schon direkt mit auf den Weg gegeben“, erinnert sich Grangé weiter.
Vincent Lutz selbst bereut ebenfalls keine seiner Entscheidungen. Für ihn sei es damals an der Zeit gewesen, etwas Neues auszuprobieren. Dass der Weg des TV Willstätt im „Nachklapp“ dem der SG glich und der Abstieg parallel zur SG hingenommen werden musste, konnte keiner ahnen. Die Ambitionen und die Konkurrenz im Tor der Hanauerländer waren zudem stark in den letzten beiden Jahren und haben Lutz alles abverlangt. Auch emotional. Die provokante Frage, warum der Wechsel dann überhaupt sein musste, beantwortet der 22-Jährige gewohnt locker: „Die Situation war nicht leicht für mich. Aber ich habe mich immer durchgebissen. Habe meine Aufgaben erfüllt und stand dem Verein für alle Belange zur Verfügung. Das hat mich mit Sicherheit weitergebracht. Ein neues Umfeld und eine neue Art zwingen einen immer, sich zu entwickeln. Genua das wollte ich ja. Hier habe ich auf jeden Fall einiges mitgenommen für mein Sportlerleben. Diese Erfahrungen hätte ich in Teningen so wahrscheinlich nicht machen können.“ Jetzt freut sich der Heimkehrer aber auch wieder auf bekanntes Terrain und viele bekannte Gesichter: „Auch für mich ist es schön, dass es geklappt hat mit dem Wechsel. Ein Dank geht an den TVW, der mich bereitwillig hat ziehen lassen. Ich freue michauf meine Freunde und die vielen Neuen, die die SG dazu bekommen hat. Ich bin überzeigt von der Stärke der Mannschaft. Da will ich gerne nächste Saison meinen Teil beitragen.“
Vincent Lutz wir im Übrigen zu seiner Rolle als Torwart auch in die Jugendarbeit des Vereins eingebaut. Bereits vor seinem Abgang nach Willstätt war Lutz mehrere Jahre als Trainer engagiert. Nun wird er noch spezifischer trainierend vielleicht sogar für seine eigene Nachfolge sorgen. Lutz wird der SG-Jugendtorwarttrainer für den männlichen und weiblichen Bereich von der C- bis A-Jugend. Und auch für die eigene berufliche Zukunft wird Lutz einiges tun. Während der kommenden Saison wird der Torhüter sein Praxissemester bei einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Freiburg machen, um auch hier weitere Erfahrungen zu sammeln. Diese Ansprüche von Beruf und Leistungssport werden dann die nächste Herausforderung sein. Cheftrainer Jonas Eble freut sich ebenfalls auf den „Neuen“ im Tor: „Vincent ist mir als unheimlich fleißiger und ehrgeiziger Spieler im Gedächtnis. Ich bin überzeugt, dass Clément und Vincent ein starkes Duo bilden werden und uns die nötige Sicherheit geben. Ich glaube sehr, dass die Torhüterposition auch in der nächsten Saison eine absolute Stärke von uns sein wird.“